Unverhofft kommt oft

»…ja, du mich auch!«

»…ja, du mich auch!« Wütend pfefferte die rothaarige Frau das Handy in den Mülleimer der Strandpromenade nahe des Konzertgartens West. Dann wirbelte sie herum. Ihre Saphiraugen funkelten mich an. »Idiot!« Erschrocken zuckte ich zurück, obwohl ich wusste, dass ich nicht gemeint war. Die rothaarige Schönheit blickte durch mich hindurch, als sei ich unsichtbar und lief über den noch ausgestorbenen Platz davon. Viel zu langsam erwachte ich aus meiner Schockstarre. Ich sollte sie ansprechen, mit einer Einladung zu Eis und Kaffee besänftigen, aber bevor meine Synapsen einsatzfähig waren, war sie auch schon verschwunden. Plötzlich piepte etwas im Mülleimer und verscheuchte die Möwen, die darin ein Fischbrötchen entdeckt hatten. Neugierig beugte ich mich vor, als wenn mich das Gerät jeden Moment anspringen und auffressen könnte. 2

Es piepte erneut. Mit zwei Fingern angelte ich es aus dem Müll. Die Bildschirmsperre hatte sich noch nicht aktiviert und so schaute ich eilig in den Einstellungen nach, ob ihr Name abgespeichert war. Er war! ›Cassy Mühlrad‹ hieß das Zornröschen. Der Name sagte mir überhaupt nichts. Sie selbst hatte ich allerdings auch noch nie in Kühlungsborn gesehen. Sie musste eine Touristin sein. Vielleicht konnte ich sie ausfindig machen und ihr das Handy zurückgegeben. Es war eines der neuesten Modelle und damit ziemlich teuer. Mit diesem Entschluss steckte ich das Handy weg, erschrak aber, als es in meiner Hose brummte. Ich zog es wieder heraus und las die Nachricht von ›Bärli‹. 3