Sie brachte die Worte kaum heraus, so schwer fiel es ihr, darüber zu reden. »Annalein«, flüsterte ihre Mutter, »das tut mir so leid. Ich hätte dir sagen sollen, dass wir in der Familie dazu neigen, zehn Jahre zu früh unfruchtbar zu werden.« Ja, so ein bis zwei Wörter wären da vielleicht ganz hilfreich gewesen, schoss es Anna durch den Kopf. Nun würde sie also als alte, vertrocknete Jungfer sterben - kinderlos. Grumpf. Sie fühlte sich schlagartig nicht mehr wie ein Frau, sie fühlte sich unvollständig und unperfekt. Ihr Herz schlug so langsam, als wollte sich die übergroße Neuigkeit durch die viel zu engen Herzklappen quetschen. Mit einem tonnenschweren Gewicht auf den Schultern verließ sie das Ärztehaus und lief ziellos 4
durch die Einkaufsstraße im Westen von Kühlungsborn. Sie hatte sich vor drei Jahren von ihrem cholerischen Mann getrennt, der mit seiner Neuen die Phase der Kinderplanung überschritten hatte und bereits Vater war - was sie just in diesem Moment traf wie ein Fausthieb. Sie sollte sich dringend noch einen Wein kaufen und sich ganz dezent in ihr Zimmer zurückziehen, um ihren Kummer zu ersaufen, dachte sie und machte auf dem Absatz kehrt. »Autsch!« Annas Handy fiel zu Boden und der Schlag in ihren Magen ließ fast ihre Augäpfel aus dem Kopf springen. »Verzeihung! Ich habe Sie wirklich nicht gesehen.« Zerknirscht tätschelte der attraktive Typ in seinem 5
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